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Verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika bei Klein- und Heimtieren

In Deutschland leben circa 11,5 Millionen Katzen, circa 7 Millionen Hunde sowie Millionen Heimtiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster. Dazu kommen noch 3,4 Millionen Ziervögel. Häufig werden in einem Haushalt sogar mehrere Tiere, mitunter auch verschiedene Tierarten, gehalten.

Früher wurden Kleintiere, vor allem Hunde und Katzen als Arbeitstiere gehalten – die Katze musste Mäuse fangen, der Hund das Haus bewachen. Sie lebten selten zusammen mit ihren Besitzern in einem Haus.

Heute wird kaum noch ein Hund ausschließlich dazu gehalten, das Haus zu bewachen und von kaum einer Katze wird erwartet, dass sie Schadnager vom Haus fernhält. Hunde und Katzen sowie Heimtiere wie zum Beispiel Kaninchen oder Meerschweinchen sind heute vielmehr Familienmitglieder. Viele Hunde und Katzen dürfen zum Beispiel bei ihren Besitzern im Bett schlafen oder auf dem Sofa liegen.

Der enge Kontakt zum Haustier hat viele gesundheitliche Vorteile für den Menschen. So ist bekannt, dass Haustiere bei depressiven Erkrankungen einen positiven Einfluss haben können. Katzenhalter haben ein um ein Drittel geringeres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden als Menschen, die keine Katze halten.

Neben den positiven Effekten, die der intensive Kontakt des Menschen zu Klein- und Heimtieren hat, kann es dabei möglicherweise zur Übertragung von Infektionserregern zwischen Mensch und Tier kommen. In dieser Hinsicht sind vor allem die typischen „Zoonose-Erreger“ von Bedeutung. Dabei handelt es sich um Keime, die sowohl Menschen als auch Tiere besiedeln und krank machen können – dabei kann es sich auch um antibiotikaresistente Keime handeln.

Antibiotikaresistente Bakterien haben Mechanismen entwickelt, die sie unempfindlich gegenüber einem Antibiotikum oder auch mehreren Antibiotika machen. Jeder Einsatz von Antibiotika birgt die Gefahr, dass Bakterien Resistenzen entwickeln.

In der Regel werden Haustiere gut versorgt und bei Erkrankung schnell einem Tierarzt vorgestellt. Dementsprechend erhalten auch unsere Haustiere nicht selten Antibiotika. Folglich können sich auch bei Haus- und Heimtieren antibiotikaresistente Keime entwickeln. Das nationale Resistenzmonitoringprogramm GERMVet hat gezeigt, dass diese bei Hunden und Katzen zunehmend auftreten.

Diese resistenten Bakterien können dann beim engen Kontakt, zum Beispiel bei Ablecken des Gesichts oder der Hände oder auch beim Streicheln des Hundes oder der Katze auf den Menschen übertragen werden und diesen besiedeln.

Der verantwortungsvolle und sparsame Einsatz von Antibiotika ist also nicht nur in der Nutzhaltung wichtig. Auch als Halter von Kleintieren können und müssen Sie einen Beitrag leisten, um die Entwicklung von Verbreitung von antibiotikaresistenten Keimen zu vermeiden.

Tierhalter und Tierhalterinnen von Kleintieren und Heimtieren sollten in Bezug auf den Einsatz von Antibiotika daher die folgenden Hinweise beachten:


Einsatz von Antibiotika nur, wenn unbedingt erforderlich

Antibiotika sind für die Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten unverzichtbar. Gleichzeitig birgt jeder Einsatz von Antibiotika die Gefahr, dass sich Resistenzen entwickeln.

Außerdem wirken Antibiotika nicht nur auf die krankmachenden, sondern auch auf die „guten“ Bakterien, die für den Organismus wichtig sind. Die Bakterien der Darmflora werden bei einer Antibiotikabehandlung beispielweise oft mit abgetötet, was je nach Tierart schwere Folgen haben kann.

Antibiotika sollten deshalb nur dann eingesetzt werden, wenn es unbedingt nötig ist.


Kein Antibiotikum – Warum?

Antibiotika entfalten nur auf Bakterien eine Wirkung. Gegen Infektionskrankheiten, die durch Viren und Parasiten verursacht werden, sind Antibiotika machtlos. Gleichzeitig muss auch nicht jede bakterielle Infektionskrankheit immer sofort mit einem Antibiotikum behandelt werden. Mitunter kann die Immunabwehr des Tieres die Infektion selbst bekämpfen.

Sollte Ihr Tierarzt nach der Untersuchung Ihres Tieres zu dem Schluss kommen, dass Ihr Tier kein Antibiotikum einnehmen muss, um wieder gesund zu werden, akzeptieren Sie dies bitte – verlangen Sie nicht nach einem Antibiotikum.


Folgen Sie den Behandlungsanweisungen Ihres Tierarztes!

Ist Ihr Tier doch einmal an einer bakteriellen Infektion erkrankt und benötigt ein Antibiotikum, kann es durchaus sein, dass ihr Tierarzt einen Resistenztest (Antibiogramm) durchführen will.

Bitte lassen Sie Ihren Tierarzt einen Resistenztest durchführen, wenn er es für erforderlich hält, auch wenn es mit Kosten für Sie verbunden ist. Auf diese Weise kann für Ihr Tier das am besten wirksame Antibiotikum ausgewählt werden. Gleichzeitig helfen solche Tests, die Anwendung von sogenannten „Reserveantibiotika“ zu vermeiden, denn mitunter zeigt der Test, dass Ihrem Tier das „alte“ Penicillin ebenso gut hilft.

Hat Ihr Tierarzt Ihrem Tier ein Antibiotikum verschrieben, halten Sie sich bitte unbedingt an die verordnete Dosierung und Anwendungsdauer. Verabreichen Sie das Antibiotikum auch weiter, wenn es dem Tier nach einem Tag besser geht. Das ist wichtig, damit die Krankheit wirklich abheilen kann und damit nicht die Bildung von resistenten Keimen gefördert wird.

Mitunter kann es sehr schwierig werden, dem Haustier das Antibiotikum wie vom Tierarzt verschrieben einzugeben. Manche Tiere wollen Medikamente einfach nicht aufnehmen und wehren sich mitunter stark gegen die Eingabe. Sprechen Sie in einem solchen Fall Ihren Tierarzt an, damit Sie gemeinsam eine Lösung finden können.

Behandeln Sie Ihr Tier nur mit einem Antibiotikum, das der Tierarzt Ihrem Tier verschrieben hat. Bitte verwenden Sie keine Reste, die Sie von der Behandlung eines anderen Tieres oder sogar eines Menschen übrig haben. Das Antibiotikum könnte nämlich für die Behandlung der Erkrankung Ihres Tieres ungeeignet oder wirkungslos sein beziehungsweise zur Resistenzbildung führen. Im schlimmsten Fall kann es sogar tödlich sein.


Halten Sie Ihr Haustier gesund!

Gesunde Tiere können Infektionserreger besser abwehren und benötigen daher seltener Antibiotika.

Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Beschäftigung sind sehr wichtig für die Gesundheit Ihres Tieres. Regelmäßige Impfungen, Entwurmungen und jährliche Kontrollen beim Haustierarzt leisten ebenfalls einen Beitrag zur Gesunderhaltung.

Halten Sie daher Ihr Haustier gesund, indem Sie es seiner Art entsprechend ernähren und pflegen. Informationen zur artgemäßen Haltung der verschiedenen Kleintiere und Heimtiere finden Sie beispielsweise bei der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.


Achten Sie auf Hygiene

Die Einhaltung von bestimmten Hygieneregeln ist sehr wichtig, um die Übertragung von Keimen, seien es antibiotikaresistente Bakterien oder andere Krankheitserreger, zwischen Ihnen und Ihrem Tier zu vermeiden.

Waschen Sie sich daher immer Hände, wenn Sie Ihr Tier gestreichelt haben. Diese einfache Maßnahme stellt einen effektiven Schutz vor der Übertragung von Krankheitserregern dar, denn Keime werden oft über die Hände verbreitet.


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